Ein Lymphödem beeinflusst viele Lebensbereiche – von der Kleiderwahl bis zur Urlaubsgestaltung.
Doch mit ein paar Kniffen können Sie Ihren Alltag so gestalten, dass das Lymphödem so wenig wie möglich stört. Hier finden Sie praktische Tipps für typische Alltagssituationen:
- Arbeit: Informieren Sie – sofern Sie sich damit wohlfühlen – Ihre engsten Kolleg*innen oder Vorgesetzte über Ihr Lymphödem, damit man Verständnis hat, wenn Sie z. B. zwischendurch Ihre Beine hochlegen müssen. Vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen am Stück Stehen Sie im Büro alle 30 Minuten kurz auf oder machen Sie ein paar Schritte. Wenn Sie körperlich arbeiten, achten Sie auf gleichmäßige Belastung: Tragen Sie Lasten möglichst verteilt oder nutzen Sie Hilfsmittel (z. B. Sackkarre statt alles von Hand heben). Ggf. können kleinere Anpassungen am Arbeitsplatz helfen – ein Hocker zum Beinehochlegen in Pausen, ein Stehpult, etc. Sprechen Sie offen an, was Sie brauchen; oft lassen sich einfache Lösungen finden.
- Reisen: Mit Lymphödem können Sie durchaus reisen, Sie sollten nur gut planen. Tragen Sie auf längeren Fahrten oder Flügen unbedingt Ihre Kompression. Im Flugzeug stehen Sie idealerweise alle 1–2 Stunden mal auf und gehen ein paar Schritte. Trinken Sie genug (Flugzeugluft trocknet aus) und vermeiden Sie es, direkt vor dem Flug sehr salzig zu essen – das bindet Wasser Im Auto legen Sie regelmäßige Pausen ein, um sich zu bewegen. Im Urlaub selbst: Vermeiden Sie extreme Hitze – also lieber Schatten statt pralle Sonne, und Sauna nur in Absprache mit dem Arzt (die Wärme kann das Ödem verstärken). Nehmen Sie Ihre Pflegeprodukte und ggf. Ersatzstrümpfe mit. Ein Bad im Meer oder Pool tut gut (denken Sie an anschließend Eincremen). Viele Patienten holen sich vor einer großen Reise nochmal Lymphdrainage, um „optimal entstaut“ zu starten. Mit guter Vorbereitung steht dem Reisegenuss nichts im Wege!
- Haushalt: Hausarbeit kann anstrengend sein – planen Sie klug. Verteilen Sie schwere Arbeiten auf mehrere Tage. Heben oder tragen Sie nichts extrem Schweres alleine – fragen Sie um Hilfe oder nutzen Sie Hilfsmittel (z. B. Einkaufstrolley statt schwere Einkaufstüten in der Hand tragen, Wäschekorb auf einen Rollwagen stellen statt schleppen). Beim Putzen können Sie versuchen, Tätigkeiten im Sitzen zu erledigen (z. B. beim Bügeln hinsetzen, beim Gemüseschneiden sowieso). Achten Sie darauf, sich nicht zu verletzen: z. B. vorsichtig im Umgang mit scharfen Messern (Handschuhe beim Schneiden von sehr harten Dingen?) oder beim Umgang mit Haustieren (siehe nächster Punkt). Gönnen Sie sich Pausen – der Haushalt muss nicht in einem Rutsch erledigt werden.
- Haustiere: Auch mit vierbeinigen Freunden kann man wunderbar leben – ein Lymphödem ist kein Hindernis für Tierliebe. Achten Sie aber auf ein paar Dinge: Vermeiden Sie Kratzer oder Bisse auf der betroffenen Seite. Wenn Sie z. B. ein Kratzen der Katze am Arm haben, desinfizieren Sie die Stelle sofort (siehe Hautpflege) und beobachten Sie sie. Halten Sie die Krallen Ihrer Katze kurz, um versehentliche Kratzer zu minimieren. Lassen Sie Ihren Hund nicht heftig an der Leine reißen, wenn Ihr Arm-Lymphödem betroffen ist – das könnte Lymphgefäße reizen. Beim Gassigehen mit Beinödem: Kompression tragen und eher mehrere kurze Runden als einen Gewaltmarsch. Insgesamt tut Bewegung mit dem Haustier aber beiden gut – genießen Sie die gemeinsame Zeit, und sorgen Sie bei Bedarf mit kleinen Maßnahmen vor, damit nichts passiert.
- Schlaf: Nutzen Sie die Nacht, um der Schwellung entgegenzuwirken. Lagern Sie das betroffene Bein im Liegen leicht erhöht – z. B. mit einem Kissen unter der Matratze am Fußende oder einem Keilkissen unter dem Bein. Durch die Hochlagerung fließt die Gewebsflüssigkeit besser ab (die Erfahrung zeigt: oft ist morgens der Umfang geringer als abends). Spezielle Venenkissen oder Lagerungshilfen können bequem sein, sind aber nicht zwingend nötig. Wichtig ist, dass nichts abschnürt: Ihre Schlafkleidung sollte locker sein. Die meisten tragen keine Kompressionsstrümpfe nachts, außer der Arzt hat es explizit empfohlen – die Haut freut sich über die Pause. Falls Sie aber ein zertifiziertes Nachtsystem nutzen (es gibt z. B. spezielle Nacht-Kompressionsbandagen), halten Sie sich an die Empfehlungen. Versuchen Sie, ausreichend Schlaf zu bekommen, denn auch allgemeine Erholung hilft Ihrem Körper. Ein abendliches Ritual (z. B. lauwarmes Fußbad – nicht zu heiß! – und danach Eincremen) kann entspannend wirken und die Beine auf die Nachtruhe vorbereiten.
- Kleidung: Tragen Sie bequeme, nicht einengende Kleidung. Eng schnürende Hosenbunde, stramme Sockenabschlüsse oder einschnürende BH-Träger können den Lymphabfluss stören. Besser sind weiche, breite Bündchen oder verstellbare Verschlüsse. Bei Beinödem: bevorzugen Sie Hosen, die über den Strumpf passen (es gibt auch schicke weitere Hosen oder längere Röcke/Kleider, in denen man den Strumpf kaum sieht, wenn Sie ihn kaschieren möchten). Bei Armödem: Blusen mit etwas weiterer Ärmelweite oder dehnbare Stoffe sind angenehmer als superenge Ärmel. Schuhe sollten gut passen – nicht zu eng, v. a. nicht am Spann einschnüren. Manche Betroffene nehmen bei einem deutlich dickeren Fuß zwei verschieden große Schuhe (für jeden Fuß passend).
- Wichtig: Tragen Sie Ihre Kompression immer unter der Kleidung, nicht über Strümpfen oder Hosen, damit sie optimal wirkt. Moderne Kompressionsstrümpfe gibt es in vielen Farben – vielleicht gönnen Sie sich mal eine Lieblingsfarbe oder ein Muster, das Ihnen gefällt, damit das Tragen mehr Freude macht (siehe Abb. 2). Generell dürfen Sie sich modisch ruhig etwas trauen: Viele kombinieren z. B. farbige Strümpfe mit dem Outfit. So wird aus dem „medizinischen Hilfsmittel“ fast ein Teil des persönlichen Stils. Was Sie gerne tragen, können Sie meist weiterhin tragen – manchmal mit kleinen Anpassungen. Probieren Sie aus, worin Sie sich wohl fühlen!